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Carolin Lehberger: Die Frau mit einer Vision für den größten Landkreis im Saarland

Bild, Wahlen

Saarbrücken (ots) –

Ein Drittel der Saarländer*innen lebt in und um Saarbrücken. Als erste Frau möchte Carolin Lehberger Direktorin dieses großen Landkreises werden – und ihn zu einer Modellregion machen.

Am 9. Juni könnte Carolin Lehberger Geschichte schreiben. An diesem Tag finden im Saarland die Kommunalwahlen statt. Dann werden auch in den fünf Landkreisen neue Landrät*innen gewählt – und im Regionalverband Saarbrücken ein neuer Regionalverbandsdirektor, bzw. wenn es nach Carolin Lehberger geht, die erste Regionalverbandsdirektorin. Seit 2009 übt der SPD-Politiker Peter Gillo dieses Amt aus. Bei der Wahl am 9. Juni tritt er nicht mehr an und Carolin Lehberger – seit zwölf Jahren Mitglied der SPD – rechnet sich gute Chancen aus, seine Nachfolgerin zu werden.

Ein kleines Bundesland im Bundesland

Der Regionalverband Saarbrücken ist eine Besonderheit. Entstanden ist er aus einer Verwaltungsstrukturreform zum 1. Januar 2008. Er erfüllt die Aufgaben eines Landkreises, aber da sich auch die Landeshauptstadt Saarbrücken in ihm befindet, reichen die Kompetenzen in einigen Bereichen über die eines Landkreises hinaus. Und: Auf dem Gebiet des Regionalverbands leben zwei Drittel aller gut 990.000 Saarländer*innen. Er ist damit eine Art kleines Bundesland im kleinsten Flächenland.

„Der Regionalverband Saarbrücken ist ein wirtschaftliches Kraftzentrum“, beschreibt Carolin Lehberger die Region. Nicht nur das zweitgrößte saarländische Unternehmen – „Saarstahl“ in Völklingen – hat hier seinen Sitz, sondern auch Branchen wie Handel, Dienstleistungen und Forschung verzeichnen ein stetiges Wachstum. „Sie machen die Region zu einem besonders attraktiven und spannenden Wirtschaftsstandort“, schwärmt die 43-jährige Sozialdemokratin.

„Die soziale Herzkammer des Saarlands“

Als Regionalverbandsdirektorin will Carolin Lehberger aber nicht nur dafür sorgen, dass es wirtschaftlich weiter bergauf geht. Sie will den Regionalverband auch „zu einer Modellregion für ein aktives und glückliches Älterwerden machen“. Ein Kita-Platz für jedes Kind gehört für sie ebenso dazu wie „Strukturen in unseren Städten und Gemeinden, damit Menschen umsorgt älter werden können“. Mit ihr an der Spitze soll der Regionalverband „die soziale Herzkammer des Saarlandes bleiben“.

Dass das durchaus eine Herausforderung ist, zeigen die Zahlen. Mehr als 70 Prozent der Empfänger*innen von Grundsicherung im Saarland leben in Saarbrücken. Der Regionalverband ist damit der größte Sozialhilfeträger des Saarlandes. Nach der Reform des Wohngeldes im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der Empfänger*innen um zwei Drittel erhöht. „Im Regionalverband ballen sich die sozialen Herausforderungen des Landes“, sagt Carolin Lehrberger. „Ich möchte deshalb bei den Ursachen ansetzen.“ So soll Unterstützung künftig noch gezielter bei denen ankommen, die sie brauchen. Mehr und bessere Kinderbetreuung soll dafür sorgen, dass Alleinerziehende Familie und Beruf miteinander vereinbaren können.

Saarbrücken, Dortmund und zurück

Wie herausfordernd das sein kann, kennt Carolin Lehberger aus eigener Erfahrung. „Wir arbeiten beide in Vollzeit und haben immer alles gleichberechtigt gemacht“, erzählt sie über sich und ihren Partner Frank Schmidt. 2022 zog der für die SPD in den saarländischen Landtag ein. Die gemeinsamen Kinder waren da sechs und acht Jahre alt. „Wahlkampf kennen sie also schon“, sagt Carolin Lehberger und lacht. Sie selbst ist seit sechs Jahren Direktorin der Volkshochschule im Regionalverband Saarbrücken. „Ein Traumjob“, wie sie sagt.

Nach dem Abitur 1999 in Saarbrücken hatte sie die „Zentrale Vergabestelle“ (ZVS) für das Studium der Erziehungswissenschaften nach Dortmund geschickt. Nach der Promotion und einem Trainee-Programm bei der IG Metall in Frankfurt am Main kehrte Lehberger ins Saarland zurück. Sie wurde Abteilungsleitung für Bildungs- und Wissenschaftspolitik in der Arbeitskammer des Saarlandes und dann, 2018, Direktorin der Volkshochschule. „Ich bin ein Gewächs des Regionalverbands“, sagt die 43-Jährige. Viele, mit denen sie auch als Regionalverbandsdirektorin zu tun haben würde, kennt Lehberger bereits – und sie kennen sie. „Das wird ein großer Vorteil für meine künftige Arbeit sein“, ist Carolin Lehberger überzeugt.

Und noch etwas nimmt sie aus ihrer Arbeit als Volkshochschul-Direktorin mit. „Erwachsenenbildung ist wichtig für den Zusammenhalt der Gesellschaft.“ Diese Lehre habe sie nicht zuletzt aus der Corona-Zeit gezogen, als viele Angebote der VHS nicht oder nur eingeschränkt stattfinden konnten. „Bildungsangebote geben Menschen eine Struktur und sorgen für sozialen Austausch. Gerade älteren Menschen hat das in dieser Zeit gefehlt.“

Unterstützung von Anke Rehlinger

Die Tage von Carolin Lehberger sind bis zu Wahl am 9. Juni durchgetaktet. „Die Ortsvereine machen einen Plan für den Wahlkampf und ich klinke mich dann ein“, erzählt sie. „Wir setzen massiv auf Haustürwahlkampf.“ Auch für Anke Rehlinger standen die persönlichen Begegnungen mit den Wähler*innen 2022 im Mittelpunkt ihrer Kampagne. Am Ende holten sie und die Saar-SPD bei der Landtagswahl die absolute Mehrheit. Klar, dass Rehlinger Carolin Lehberger auch im Wahlkampf unterstützt. Im März besuchten sie zusammen die Bahnhofsmission in Saarbrücken, im Mai folgten weitere gemeinsame Termine.

Und auch auf die Sozialen Medien setzt Carolin Lehberger im Wahlkampf. An jedem „Themendonnerstag“ veröffentlicht sie auf Instagram ein neues 20-sekündiges Video, in dem sie über eines ihrer Wahlkampfthemen Bildung, Zusammenhalt, Zukunft, Tourismus und Umweltschutz spricht. Besonders liegt ihr zudem die „Blaulichtfamilie“ am Herzen. „Ohne all die Helferinnen und Helfer, die uns in außergewöhnlichen und oft fordernden Momenten beistehen, gäbe es kein gutes und sicheres Zusammenleben“, findet Carolin Lehberger. Ihr Einsatz müsse der Gesellschaft mehr wert sein. „Genau dafür stehe ich ein.“

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