Gerade das Segment Mode und Fashion steht seit einigen Jahren stark in der Kritik: Schnelllebige Trends und wenig reglementierte Produktionen in Billiglohnländern sind eine Umweltschweinerei. Seit einiger Zeit zeichnet sich ein Umdenken ab: Nachhaltige Mode ist beliebt wie lange nicht mehr.
Der Ausdruck Fast Fashion ist zum Synonym für Umweltsünden geworden: Der größte Teil unserer Kleidung landet nach sehr kurzer Lebensdauer als Mikroplastik in der Umwelt. Modische Trends, die nach wenigen Wochen oder Monaten schon wechseln, gelten als extrem umweltschädigend. Meist sind die Kleidungsstücke aus Polyester oder ähnlichen Polymeren gefertigt. Ist Bio-Baumwolle die Lösung? Mit ihrem hohen Bedarf an Wasser kann Baumwolle das Image von Fast Fashion nicht retten, dafür sorgt die Industrievereinigung Chemiefaser schon. In den letzten Jahren ist nachhaltige Mode trotzdem immer beliebter geworden. Was hat es damit auf sich?
Was ist überhaupt Nachhaltigkeit in Bezug auf Mode?
Was genau nachhaltige Mode ist, lässt sich gar nicht so einfach definieren. Baumwolle als Rohstoff ist nicht unbedingt nachhaltiger als synthetische Fasern, Textilien aus lokaler Produktion sind nicht zwangsläufig nachhaltiger als Importwaren. Der Teufel steckt wie so oft im Detail. Fangen wir also bei dem Versuch einer Definition bei dem an, was Mode nicht nachhaltig macht.
Unzureichende Arbeits- und Sicherheitsstandards in Textilfabriken sowie ein hoher Verbrauch an Ressourcen und Energie – das sind nur zwei der Kritikpunkte, wenn es um Fast Fashion geht. Auch die Verwendung von bedenklichen Chemikalien zur Produktion von Kleidungsstücken, die erstens direkt auf der Haut und zweitens nur wenige Male getragen werden, steht immer wieder in der Kritik. Nachhaltiger kann Mode also nur werden, wenn die Hersteller bei den Arbeitsbedingungen, der Qualität von Material und Verarbeitung sowie zeitlosen Designs ansetzen.
Kleidung ist dann nachhaltig, wenn sie lange und häufig getragen wird. Wer es noch nachhaltiger haben will, kann eine Nähmaschine kaufen und aus alten, abgetragenen Kleidungsstücken etwas Neues nähen. Denn tatsächlich ist es schwierig, langlebige Materialien ohne hohen Ressourcenverbrauch und Energieaufwand zu produzieren. Was Mode so extrem schädlich für Mensch und Umwelt macht, ist die kurze Lebensdauer der Kleidungsstücke. Werden T-Shirts nach einer Saison aussortiert und entsorgt, ist der Aufwand der Produktion schlicht nicht zu rechtfertigen. Trägt man das Shirt dagegen mehrere Jahre lang und nutzt den abgetragenen Stoff hernach vielleicht noch als Füllmaterial für ein Kuscheltier oder als Putzlappen, sieht das schon anders aus.
Gesamten Lebenszyklus betrachten statt nur die Produktion
Wer auf die Produktion der Kleidungsstücke schaut, macht nichts falsch. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Energiearme und wasserschonende Produktion aus möglichst biologischen Materialien oder Recyclingmaterial sind ein guter Ansatz. So richtig nachhaltig werden Klamotten aber erst, wenn sie lange und oft genutzt werden. Denn so reduziert man die Menge an produzierten Textilien. Das wird unter dem Schlagwort „Slow Fashion“ als Gegenpol zur Fast Fashion propagiert. Hier geht es darum, möglichst wenige neue Kollektionen herauszubringen und die Kleidungsstücke wieder mehr auf Langlebigkeit und Qualität hin auszurichten. Um es Verbrauchern und Verbraucherinnen leichter zu machen, gibt es Gütesiegel. Die sollen anzeigen, welche Materialien und Stoffe genutzt wurden und wie viel Schaden an Mensch und Umwelt die Waren anrichten. Denn vor allem eines muss uns bewusst sein: Egal, wie positiv die Hersteller ihre Werbung formulieren – „nachhaltig“ heißt bei Mode immer nur „weniger schädlich“. Es wird niemals „schadensfrei“ sein.
Übrigens gibt es einen ganz einfachen Weg, nachhaltige Mode zu tragen: Wer im Second-Hand-Laden vor Ort kauft, gibt aussortierten Kleidungsstücken ein zweites Leben. Lange Lieferketten entfallen hier ebenfalls, der CO2-Fußabdruck wird also auch noch reduziert.